Die Übersicht meiner Buchbesprechungen gibt es hier.
In diesem dritten Block dreht sich alles um Pflanzenbestimmungsbücher. Zum Vergleich stehen zwei Standardwerke aus unterschiedlichen Verlagen und das jeweils dazu passende Büchlein über essbare Wildpflanzen.
Interessant ist die unterschiedliche Herangehensweise zur Bestimmung: Der Kosmos-Verlag setzt bei seinem Platzhirsch „Was blüht denn da?“ auf eine Einordnung nach Blütenfarben, während im AT-Verlag mit „Blatt für Blatt“ ein aufwändiges System nach Blattformen entwickelt wurde.
Margot Spohn / Marianne Golte-Bechtle / Roland Spohn: Was blüht denn da?
Sicher bestimmen mit dem Kosmos-Farbcode
(Verlag Kosmos, ISBN: 978-3-440-13965-3)
„Was blüht denn da?“ ist in zwei Versionen erhältlich: Eine mit Fotos der Pflanzen und eine mit sehr gelungenen Zeichnungen. Ich bevorzuge die Zeichnungen, da alle Erkennungsmerkmale dargestellt werden können und kaum eine Pflanze so optimal fotogen wächst.
Die Einteilung erfolgt nach der Blütenfarbe und diese ist wiederum nach Anzahl der Blütenblätter gegliedert.
Auf einer Doppelseite (Taschenbuchformat) werden vier Pflanzen beschrieben und bebildert. Die Beschreibung ist knapp, aber dadurch bleibt das Buch rucksacktauglich und weitergehende Recherche kann am Schreibtisch erfolgen, wenn das Gewicht keine Rolle mehr spielt. Besondere Merkmale werden beschrieben und in kleinen Detailzeichnungen zusätzlich abgebildet, typische Standorte und leicht zu verwechselnde Pflanzen aufgeführt. Unter Wissenswertes gibt es weitere Infos, z.B. zur Herkunft des Namens, zur Nutzung als Heilkraut oder einfach Besonderheiten, die eine Pflanze auszeichnen.
Fazit: Sehr umfangreich und fundiert. Durch zig Neuauflagen und Überarbeitungen verbessert und weiterentwickelt. Völlig zurecht ein Klassiker aus dem Hause Kosmos. Schwierig wird es ohne Blüten. Auf regelmäßig gemähten Wiesen dürfte ohne Vorwissen selbst das Bestimmen von Allerweltskräutern nur mit viel Geduld möglich sein.
Steffen G. Fleischhauer / Roland Spiegelberger / Claudia Gassner: Blatt für Blatt
Über 800 Pflanzen nach Blattformen und Blüten einfach bestimmen
(AT-Verlag, ISBN: 978-3-03800-964-1)
„Blatt für Blatt“ erschien erstmals 2017 und geht einen neuen Weg zur Bestimmung, der vielleicht noch nicht ganz ausgereift, aber insgesamt sehr vielversprechend ist. Denn die meisten Pflanzen blühen nur eine recht kurze Zeit im Jahr und spielen bei der Erkennung nach Blütenfarbe oft nicht mit.
Die Sortierung nach Blattformen nimmt mit dem ausklappbaren Einband drei Seiten ein und in der Regel landet man nach Abgleich mit den kleinen Bildchen im richtigen Bereich des Buches und muss nur wenig hin und her blättern, bis man seine Pflanze entdeckt.
Ganz reibungslos verläuft die Suche leider nicht immer, denn die Blattform verändert sich bei manchen Pflanzen je nach Alter stark: Die jungen, rundlichen Blätter der Knoblauchsrauke sucht man in „Blatt für Blatt“ beispielsweise vergeblich; anhand der älteren, lanzenförmigen kann man das Kraut jedoch einwandfrei bestimmen. Das Problem ist allerdings nicht so gravierend wie bei der Bestimmung nach Blüten und realistisch betrachtet würde ein Buch mit allen Formen vom Frühjahrtrieb bis zum Herbstlaub ein eigenes Regal füllen.
Auf einer Doppelseite werden auch hier vier Pflanzen beschrieben. Dazu gehören ein Foto und eine schematische Detailzeichnung.
Der Text beschränkt sich auf eine Liste aus Merkmalen, Infos zum typischen Standort und häufig gemeinsam wachsenden Arten. Letzteres ist tatsächlich sehr hilfreich, v.a. wenn man aufgrund ähnlicher Blattformen auf dem völlig falschen Pfad unterwegs ist. Auskunft über Essbarkeit, Giftigkeit, Heilwirkung etc. gibt ein entsprechendes Symbol an und ein Cluster zeigt die Häufigkeit der Pflanze in einem (sehr grob gefassten Gebiet). Letzteres ist eine gute Idee, aber als winziges Schema nicht wirklich aussagekräftig (Beispiel: Feldberg und Rheintal liegen nah beieinander und im selben Cluster. Eine auf 1500m Höhe häufige Art ist in der Ebene vielleicht gar nicht zu finden – im Rahmen eines rucksacktauglichen Buches ist das leider nicht umsetzbar).
Fazit: Luft nach oben, aber ein genialer Ansatz und v.a. wenn man gar keine Idee hat, was man da eigentlich gerade für ein Grünzeug vorfindet, kenne ich kein besseres Bestimmungsbuch.
Und was kann ich davon jetzt essen?
Während die beiden grundlegenden Bücher „Was blüht denn da?“ von Kosmos und „Blatt für Blatt“ aus dem AT-Verlag weitgehend denselben Zweck erfüllen und durch unterschiedliche Bestimmungssysteme hoffentlich zum gleichen Ziel führen, unterscheiden sich die Konzepte der Bücher über essbare Pflanzen schon deutlicher. Beiden gemeinsam ist jedoch eine Sortierung nach Blattformen, die bei Kosmos durchaus funktioniert, aber bei AT in das umfangreichere System von „Blatt für Blatt“ eingegliedert ist und damit den Abgleich mit ungenießbaren oder sogar giftigen Doppelgängern sehr erleichtert.
Rudi Beiser: Unsere essbaren Wildpflanzen
Bestimmen, sammeln und zubereiten
(Verlag Kosmos, ISBN: 978-3-440-13605-8)
Für jede Pflanze steht eine Doppelseite zur Verfügung und damit Platz für 2-3 Fotos und Detailzeichnungen zu Blüte, Blatt oder Wurzel. Neben Infos zu Merkmalen, Standort und „Doppelgängern“ wird die Nutzung als essbare Pflanze und die heilwirksame Anwendung erläutert. Ein kleines Rezept gehört auch immer mit dazu. Man bekommt pro Pflanze also eine ganze Menge Wissenswertes, entsprechend können aber auch nicht so viele Arten in ein Taschenbuch passen.
Ein abschließendes Kapitel beschreibt mit der gleichen Detailtreue giftige Pflanzen, die man leicht mit essbaren Kräutern verwechseln kann und auch deren (historischer) Einsatz in der Medizin. Eine Kalenderübersicht veranschaulicht die Erntezeit der essbaren Pflanzenteile.
Steffen G. Fleischhauer / Jürgen Guthmann / Roland Spiegelberger: Essbare Wildpflanzen
200 Arten bestimmen und verwenden
(AT-Verlag, ISBN: 978-3-03800-886-6)
Das Taschenbuch ist im Vergleich zum Kosmos-Konkurrenten knapper gehalten. Für weitere Informationen gibt es eine umfangreichere, gebundene Variante, die man aber sicherlich nicht auf einer Wanderung herumschleppen möchte. Andererseits benötigt man unterwegs auch nicht unbedingt die Likör- und Quarkrezepte von Kosmos und AT geht im Taschenbuch den Weg sehr viele, aber nur knapp beschriebene Pflanzen aufzuführen.
Auf einer Doppelseite finden zwei bis drei Pflanzen Platz, jeweils ein Foto, die Essbarkeit der Teile von Wurzel bis Blüte, der Geschmack, die Inhaltsstoffe und die Heilwirkung.
Genau wie bei Kosmos schließt eine Übersicht der giftigen Doppelgänger und ein Kalender zur Erntezeit das Buch ab.