Erlebnispädagogik?

Kajaktour durch die Gorges de l'Ardèche mit einer Jugendgruppe 2012.
Kajaktour durch die Gorges de l'Ardèche mit einer Jugendgruppe 2012.

Habe ich am Ende eines Kurses mein Ziel erreicht, wenn ich einer Schulklasse die technischen Grundlagen des Bogenschießens beigebracht habe, wenn eine Familie die wichtigsten Paddelschläge anwenden kann oder ein Kollegenkreis erfolgreich Feuer gebohrt hat?

 

Nein. Das Ziel liegt woanders verborgen.

 

Wenn Sie die tolle Sportart Bogenschießen erlernen wollen, gehen Sie lieber zum Sportverein in Ihrer Nähe und Sie werden dort auf kompetentere Trainer treffen, als ich es bin.  Für eine fundierte Kanuschulung oder Ihre Vorbereitung auf eine Himalaya-Expedition gilt das genauso.

 

Ich bin in allererster Linie Pädagoge, aber einer, der Ihnen Ereignisse verschafft, die begleitet zu Erlebnissen und Erfahrungen werden, um eine Entwicklung anzustoßen. Klingt abstrakt? Durchaus. Als Erlebnispädagoge arbeite ich mit der (erweiterten) E-Kette, deren Ziel eine persönliche und/oder gruppendynamische Weiterentwicklung ist. Die Natur und vielfältige in ihr verortete Spiele, Sportarten und Wildnistechniken dienen als Methoden, um diese positive Entwicklung zu ermöglichen.

 

Ebenso zentral wie die physische oder psychische Herausforderung und das Verlassen der persönlichen Komfortzone ist die anschließende Reflexion des Erlebten und der Transfer in die Alltagswelt. Anders ausgedrückt: Wie bringt das Überqueren einer Schlucht das Zusammenleben in einer Schulklasse weiter? Welche Kräfte lösen Kooperationsaufgaben im Wald in einem Firmenteam aus? Und wie wirkt die Erkenntnis von heute auch im Alltag von morgen?

 

Mein Ziel und mein Anspruch ist es Sie mit Ihrer Gruppe vor Herausforderungen zu stellen, die Prozesse auslösen, die sich positiv auf die Zusammenarbeit, das Gemeinschaftsgefühl oder den Glauben an das eigene erfolgreiche Handeln auswirken.

 

Oft bietet die Natur dafür einen geeigneten Rahmen, aber auch eine Turnhalle oder Ihr Konferenzraum kann die passende Umgebung sein. Suchen Sie erschreckende Grenzerfahrungen, die bei Ihrer halben Gruppe nackte Panik auslösen, bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich gestalte Herausforderungen, die unbequem an den Grenzen balancieren und gut reflektiert diese Grenzen erweitern. Aber ich werfe Niemanden ins kalte Wasser und spiele nicht mit Ängsten.

 

Bevor Sie mit mir eine erlebnispädagogische Aktivität beginnen, steht eine klare Auftragsklärung an. Sie können mich als Kanuguide oder Wanderführer buchen und erwarten dabei nicht mehr als technische Unterstützung und eine Abschlussreflexion. Tiefer wird es jedoch gehen, wenn Sie mit mir im Voraus konkrete Prozesse beleuchten, die Sie bestärken wollen oder eine Abwärtsspirale, die es zu bremsen gilt.

Erlebnispädagogik allein wird kein zerrüttetes Gefüge reparieren oder von heute auf morgen das Mobbing abstellen, aber sie kann Schritte führen und eine Hilfestellung sein.

 

Auslöser ist dabei oft der Perspektivenwechsel weg vom Klassenzimmer oder Sitzungssaal in ein neues, unvorbelastetes Setting mit anderen Methoden und einem externen Moderator ohne "Gschmäckle".

 

Kritik an der Erlebnispädagogik besteht neben übertriebenen Angsterfahrungen (die es bei mir nicht geben darf!) in erster Linie bei der offenen Frage nach dem Transfer in den Alltag. Dieser völlig berechtigten Frage stelle ich mich offen und bewusst und möchte an jeden Auftrag auch gerne eine Weiterbetreuung binden, soweit das Sinn macht und gewünscht ist. Für ein wildes Wochenende einer norddeutschen Schulklasse im Heidelberger Landheim mag nur noch ein Email-Austausch möglich sein; mit einer Jugendgruppe in der Nähe kann ich aber auch regelmäßig weitere Einheiten begleiten und Prozesse stärken.

 

Die konkrete Überprüfbarkeit des Erfolges ist ein Manko der Erlebnispädagogik und ihre Stärke zugleich: Wenn positive Entwicklungen ausbleiben, hat die EP offensichtlich nichts gebracht. Wenn sie aber stattgefunden haben und das Wir-Gefühl sich weiterentwickelt hat, kann keiner nachweisen, inwieweit es an der EP lag.

Gut so. Denn wahrscheinlich lag es einfach an den Beteiligten. Und um die geht es schließlich.