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Kanulehrgang im Solo

Es war viel mehr, als einfach eine Kanufortbildung und ein paar Übungstage! Zu Gast waren meine beiden lieben Kolleginnen und Paddelfreundinnen Lisa aus Frankfurt und Maria aus Dresden. Eine Freundschaft, die einst im ACA Level II-Kurs begann und seitdem für viele gemeinsame Flusskilometer gesorgt hat.

 

Der Reihe nach: Am 3. Oktober stand der ACA Solo-Kurs Touring Level II bei Zwerger + Raab auf dem Opfinger See an. Die Anfahrt verlief auf den letzten Metern etwas chaotisch, da unser Navy mit "Fr" abgekürzte Stadtteile von Freiburg als "Frau Rieselfeld" oder "Frau Stankt Georgen" aussprach.

Einem Lachflash des Fahrers geschuldet, erlebten wir eine kleine Odyssee auf einem parallel zur Straße verlaufenden Radweg (inkl. Fasan beim Queren), bis wir endlich am Opfinger See ankamen.

Fröhliches Wiedersehen mit bekannten Gesichtern: Rafaela Zwerger und Roland Abstreiter von Zwerger + Raab, sowie Hannah, die wir vom ACA Kanuguide schon kannten.

Die Flotte: ein Gedicht! Gleich 3 Boote von Bell, die beiden selbst gebauten Holz-Rendevouz unserer Dozenten und Kanus von Lake Constance. Letztes Mal war ich noch überwiegend im eigenen Old Town gepaddelt, dieses Mal probierte ich viel durch.

Der Wind schaffte uns Probleme, aber in geschützten Buchten ließ sich gut die Solo-Technik bis zur Schwelle zum Freestyle erproben. Es gibt immer Kleinigkeiten an der Paddelhaltung oder dem Catch zum verfeinern - Roland und Rafaela waren wie erwartet großartige Lehrmeister*innen.

Zum Schluss hab ich's beim Carven übertrieben und lag schmunzelnd im See, während Maria sogar ihre Kung Fu-Hausaufgaben stehend im Felicity meisterte. Toller Tag!

Tag 2 begann auf dem Campingplatz "Lug ins Land" in Bad Bellingen. Solo-Canadier im Fließwasser war unser Ziel und Rafaela Zwerger unsere Trainerin im kleinen Kreis.

Seilfähren vorwärts und rückwärts, S-Turn, C-Turn bis hin zur Speed-Ferry übten wir ein. Im Einsatz waren der Felicity von Lake Constance, die beiden Rendevous-Holzcanadier und ein fesches Wildwasserboot von Indian Canoe, das es mir besonders angetan hat.

Eine Stromschnelle im Restrhein auf Höhe des Isteiner Klotzes war unser wichtigster Spielplatz und wir verbrachten fast den ganzen Tag dort.

Zurück in Heidelberg paddelten wir im einzigen mir bekannten Wildwasser in der Gegend: Die Altneckarschleife rund um Ilvesheim.

Im Mai hatten wir in gleicher Besetzung wegen Hochwassers noch auf den Rhein ausweichen müssen. Jetzt war der Wasserstand recht identisch mit meiner letzten Befahrung im Juni.

Die erste Tour führte uns vom Ladenburger Sperrwerk durch die anfänglichen Stromschnellen um die Schleife, bis wir unsere anvisierte Spiel- und Trainingsstelle nach der Brücke zwischen Ilvesheim und Seckenheim erreichten.

Leider erwies sich die Stromschnelle als weit weniger gut paddelbar, als es von der Brücke betrachtet ausgesehen hatte. Durchfahren einfach, doch für schöne Seilfähren war leider das linke Kehrwasser zu seicht, um mit Schwung in die Strömung einfahren zu können. Und ohne Schwung landete man nur mühsam im kurzen Kehrwasser am Gegenufer. So wirklich stellte uns das Spiel in den Wellen hier und heute nicht zufrieden.

Bis zum Ausstieg auf der Mannheimer Maulbeerinsel wartete größtenteils stilles, eher langweiliges Wasser. Immerhin ließ sich ein Fuchs am Ufer sehen. Richtig nass wurden wir auf der letzten Wildwasserstelle: einem Drop zwischen und über Betonbruchstücke unter der Autobahnbrücke. Die Stufe ist nicht so ganz ohne im offenen Boot und wir pausierten anschließend auf der Kiesbank unterhalb, um zig Liter Wasser aus den Booten zu kippen.

 

Den nächsten Paddeltag starteten wir wieder am Sperrwerk hinter Ladenburg und ich befuhr die Stromschnelle erstmals direkt am gegenseitigen Ufer. Vielleicht die schönste Durchfahrt, wenn auch nicht so reißend wie auf der Einstiegsseite. Lisa und Maria fuhren im Tandem wie am Vortag halb links. Ohne Grundberührung war das nicht zu machen. Das meiste Wasser läuft ganz links. Dort hatte ich im Juni durchfahren, aber da hat man mit einigen unangenehmen Ästen zu tun und im Tandem ist die Route auf keinen Fall zu empfehlen. Ganz rechts im Flow der Fischtreppe wird wohl meine Lieblingsroute bleiben.

Ausstieg sollte heute schon in Ilvesheim sein. Wir planten nochmals hinter der Brücke zu trainieren und anschließend zu treideln, doch es kam anders: Erst ließ sich ein Biber bei mehreren Tauchgängen beobachten, dann eroberte eine Stromschnelle unsere Paddlerherzen, die wir am Vortag wenig beachtet und zügig durchfahren hatten. Heute blieben wir lange, wechselten uns in Solo- und Tandembooten ab und cruisten in S-Turns und Seilfähren hin und her. Allerdings nicht von Ufer zu Ufer, sondern vom linken Ufer zu einem schmalen Kehrwasserstreifen mitten im Fluss. Die Sonne schien auf uns herab und die Spielstelle hätte kaum schöner sein können.

Nachdem wir gestern nicht so recht glücklich mit dem WW-Training waren, stiegen wir heute sehr zufrieden am Ilvesheimer Strand aus den Kanus, ignorierten den Schwall nach der Brücke und wuchteten die Boote die Böschung hinauf.

Mein "El Duderino" (Old Town Pack 5) fühlte sich auch nach dem Vergleich mit den Booten von Z+R im Fließwasser sehr gut an und selbst der schwerfällige "Dude" (Colorado Pelican Tandem) drehte bei technisch sauberen Manövern gar nicht schlecht in den nächsten Eddy.

 

Zuhause im GENTNER EP-Hauptquartier genossen wir Lagerfeuer und Fachsimpelei. Nicht zuletzt auch mit meiner Frau Kathi, die sich in der Vorbereitung auf ihre Prüfung zur Umwelt- und Erlebnispädagogin befand.

Fazit: Der Restrhein um die Isteiner Schwellen ist natürlich eine geilere Nummer, aber die Ilvesheimer Altneckarschleife trotzdem ein Kleinod vor der Haustür mit vier bis fünf canadiertauglichen WW-Stellen, Bibern, Eisvögeln und gut erreichbaren Ein- und Ausstiegstellen.

 

Allerbeste Grüße an Rafaela, Roland und die Teilnehmer*innen vom Opfinger See und ganz besonders an meine lieben Paddelfreundinnen Lisa aka Frau Rieselfeld und Maria aka Tante Kante. Es war wie immer ein Fest mit euch und nicht die letzte gemeinsame Tour oder Kanu-Fortbildung!